Radwege in NRW


Radtouren im Münsterland – eine Tradition mit Innovationen

Das Münsterland in Nordrhein-Westfalen gehört zu den fünf beliebtesten Fahrradregionen Deutschlands, denn die Gäste finden hier eine gelungene Mischung aus Natur, Kultur und Sehenswürdigkeiten in Verbindung mit einer beispielhaften Infrastruktur für Radfahrer. Der münsterländische Radtourismus geht zurück auf die traditionellen „Pättkesfahrten“ in den 1960er Jahren, wobei die Radtouren zunächst nur möglichst viele Ortschaften verbinden sollten. Daraus entstanden touristische Themenrouten, die das Münsterland als Fahrradregion bis heute auszeichnen. Die erste offizielle Radroute des Münsterlandes war die 1987 eingeweihte 100-Schlösser-Route, die immer noch ein Radler-Highlight darstellt. Mittlerweile umfasst das Wegenetz 4.500 km Radwege mit über 200 einzelnen Routen, sodass sich die Fahrradregion Münsterland für Tagestouren am Wochenende ebenso eignet wie für einen längeren Radurlaub.

Mit dem Oberzentrum Münster als Mittelpunkt nimmt das Münsterland den nördlichen und mittleren Teil des Naturraumes „Westfälische Bucht“ ein, die Umrandung bilden der Teutoburger Wald (Nordosten), die Lippe (Süden) und die deutsch-niederländische Grenze im Westen. Die Region wird von Höhenrücken durchzogen, die ihr Umland um maximal 100 m überragen; dadurch stellen die Baumberge, die Beckumer Berge, der Münsterländer Kiessandzug und die Halterner Berge bei einem Radurlaub keine großen Hindernisse dar. Das Münsterland weist verschiedene Natur- und Vogelschutzgebiete auf, die den ursprünglichen Charakter der Region zeigen; besonders interessant sind die Emsauen, die Rieselfelder Münster, der Naturpark „Hohe Mark“ und das Zwillbrocker Venn mit der nördlichsten Flamingo-Kolonie der Welt. Die überwiegend reliefarme Landschaft des Münsterlandes wird intensiv durch Felder, Wiesen und Weiden genutzt, wobei kleine Wäldchen und Wallhecken eine kleinräumige Struktur schaffen; das abwechslungsreiche Landschaftsbild wird deshalb auch als „Münsterländer Parklandschaft“ bezeichnet. Das parkähnliche Aussehen ergänzen zahlreiche Wasserschlösser und -burgen, die typisch für das Münsterland sind; viele Radwege führen als Themenrouten zu diesen historische Herrensitzen. Die Städte mit ihren Kirchen, Befestigungsanlagen und Fachwerkhäusern sind ebenfalls lohnende Etappenziele bei Radtouren. Sehenswerte Bauwerke bieten neben den größeren Städten Rheine (Kloster Bentlage, Saline Gottesgabe) und Bocholt (Schloss Diepenbrock, Rathaus) auch Ahlen (Burgmannshöfe) und die Bergbaustadt Ibbenbüren (Unterer Markt). Ein Besuch in Dülmen (Haus Osthoff), Borken (Wasserschloss Gremen), Ahaus (Villa van Delden) und Warendorf (Altstadt) ist ebenso zu empfehlen wie in Coesfeld (Ludgerusburg), Steinfurt (Professorenhäuser), Beckum (Posthalterei) und in der Dreiburgenstadt Lüdinghausen (Burg Vischering, Hof Grube).


Das Münsterländer Wabennetz – ein zuverlässiger Begleiter

Die steigende Anzahl von Radwegen und Themenrouten im Münsterland machte eine Neuordnung des Wegenetzes notwendig, um die Übersichtlichkeit und den Komfort auf den Radtouren zu gewährleisten. Mit dem innovativen Konzept des Wabennetzes wurde die Radregion Münsterland in nummerierte Waben unterteilt, wobei Radwege die Grenzen bilden; die Radwegnummer ergibt sich dabei aus den Nummern der beiden angrenzenden Waben. Dadurch entstanden über 200 Rundwege mit Längen von 14-49 km, die bereits ideale Tagestouren darstellen; zusätzlich können die Radwege an den Schnittpunkten beliebig miteinander kombiniert werden. Das gesamte Wegenetz ist mit einer rot-weißen, einheitlichen Beschilderung versehen; die Schilder zeigen die Entfernungen zum nächsten Nah- bzw. Fernziel, die Radwegnummer und die Symbole für die jeweiligen Themenrouten. Als weitere Innovation wurden bei besonderen Sehenswürdigkeiten Tafeln mit einem QR-Code aufgestellt, um die Besucher umfassend über das Objekt zu informieren („LINKBOX“). Viele Routen stehen mittlerweile auch als GPS-Tracks zur Verfügung, sodass Radfahrer ihren Urlaub bereits zuhause planen können. Ein dichtes Netz von Verleih- und Ladestationen für E-Bikes ermöglicht außerdem den problemlosen Einsatz dieser Räder, die besonders bei Senioren sehr beliebt sind. Am Abend erweisen sich die Münsterländer als hervorragende Gastgeber; mit dem System Bett+Bike verwöhnen sie Radfahrer mit Lunchpaketen, Informationsmaterial, Werkzeug, Trockenräumen und einem kräftigen Radlerfrühstück.

Fahrradregion Münsterland

200 Routen, 4.500 km Radwege und unzählige Erlebnisse

Durch die große Routenauswahl wird ein Radurlaub im Münsterland niemals langweilig. Bei einer Radwoche kann die Tourenlänge zum Eingewöhnen langsam gesteigert werden, zusätzlich lässt sich jeder Tag nach einem anderen Motto gestalten. Die folgende Liste zeigt nur rund 10 % der möglichen Routen, wobei die Auflistung kein Ranking hinsichtlich der Beliebtheit darstellt.

  • Driland- und Dinkel-Tour (29 km)
  • Lengericher Seen-Route (31 km)
  • Drei-Schlösser-Runde (35 km)
  • Münsters Flüsseschleife (41 km)
  • Auf den Spuren der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (41 km)
  • EmsAuen-Radweg (47 km)
  • Ems-Heide-Weide-Tour (110 km)
  • Werseradweg (122 km)
  • Friedensroute (170 km)
  • Sandsteinroute (173 km)
  • LandesGartenschau-Route (191 km)
  • Sagenroute (214 km)
  • Naturpark Hohe Mark Route (310 km)
  • Kultur-Parcours (330 km)
  • Emsradweg (380 km)
  • Flamingoroute (450 km)
  • 100-Schlösser-Route (960 km)

Die Lengericher Seen-Route ist eine aussichtsreiche Familientour ohne nennenswerte Steigungen. Die Route führt durch eine bäuerlich geprägte Landschaft mit Alleen und imposanten Hofanlagen, im Sommer laden der Buddenkuhlsee und der Sonnenhügelsee zum Baden ein. Eine ebenfalls familienfreundliche Tour folgt den Spuren der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff; auf leichten Feld- oder Waldwegen und über kleine Asphaltstraßen berührt der Radweg u. a. das Geburtshaus (Burg Hülshoff) und den langjährigen Wohnort (Rüschhaus) der adeligen Schriftstellerin. Die Friedensroute ist eine Genießertour mit moderaten Anforderungen; sie verläuft als Rundstrecke auf den Wegen der Friedensreiter (Westfälischer Friede) und bietet neben historischen Stadtkernen faszinierende Landschaftsimpressionen. Durch die deutsch-niederländische Grenzregion führt die mittelschwere Flamingoroute zu Mooren, Heideflächen und beschaulichen Dörfern, Höhepunkt ist die Biologische Station Zwillbrock mit einer Flamingobrutkolonie. Ein absolutes Highlight stellt die 100-Schlösser-Route dar, die in vier einzelnen Rundkursen (Länge 210-310 km) Herrenhäuser, Burgen und Wasserschlösser berührt; auf dieser Tour fühlen sich Radfahrer wie die früheren Bewohner der Bauwerke – königlich.