Radwege gibt es bereits seit den 1880er Jahren. Zu Beginn waren dies hauptsächlich für das Radfahren freigegebene Strecken
in Parkanlagen. Damals galt das Fahrrad eher noch als neuartiges Sportgerät, denn als Fortbewegungsmittel.
Um die Jahrhundertwende entwickelte sich das Fahrrad allerdings immer mehr zum alltäglichen Fortbewegungsmittel, womit auch die
ersten innerstädtischen Radwege entstanden. Der älteste noch existente Radweg Deutschlands verläuft in Bremen,
genauer gesagt im Bremer Stadtteil das wenig kreativ einfach "Viertel" heißt. In der Mitte der gepflasterten Linienstraße
verläuft ein ungefähr 50 Zentimeter breiter Streifen aus Schlackenstein, der etwas glatter ist als die restlichen Pflasterseine
und somit einigermaßen komfortabel mit dem Rad zu befahren ist.
Während der Zeit des Nationalsozialismus war der Radwegebau ein wichtiges Instrument zur Förderung des Kraftverkehrs. In der "Reichs-Straßen-Verkehrs-Ordnung" (RStVO) wurde die Nutzung von Straßen für Radfahrer, Reiter und Fußgänger stark eingeschränkt. Zu dieser Zeit befanden sich die Radfahrer mit einem Verhältnis von 20:1 noch in einer deutlichen Mehrheit gegenüber Automobilfahrern.
Heutzutage sind Radwege mit dem blauen Verkehrszeichen 237, 240 oder 241 markiert und müssen, wenn sie vorhanden
sind, auch benutzt werden. Dabei handelt es sich entweder um reine Radwege (237), oder um Wege die gemeinsam mit Fußgängern
benutzt werden (240, 241). Auf reinen Fußwegen ist das Radfahren verboten. Die einzige Ausnahme bilden Kinder bis 8 Jahren
inklusive einer Begleitperson. Diese müssen sogar den Gehweg benutzen und dürfen nicht auf der Straße fahren, auch nicht bei
vorhandenem Radstreifen.
Oftmals sind Radwege in die Fahrbahn integriert und nur durch Markierungen auf der Straße abgetrennt. Entweder handelt es sich
um einen reinen Radweg mit blauem Schild (237), der durch eine durchgehende Linie, die von keinem Verkehrsteilnehmer überfahren
werden darf, abgetrennt ist, oder um einen sogenannten Schutzstreifen. Dieser ist durch das Fahrradpiktogramm sowie eine dünne,
unterbrochene Linie markiert die, wenn sich die Verkehrsteilnehmer damit nicht gegenseitig gefährden, überfahren werden
darf.
Das Ausweisen von Radstreifen oder Radwegen bietet zahlreiche Vorteile. So steigert es den Fahrkomfort und bietet die
Möglichkeit schneller voranzukommen, da man auf weniger Hindernisse, wie z.B. parkende Autos trifft. Auch sensibilisieren
Radwege Autofahrer für die Tatsache, dass sie sich die Fahrbahn mit diesen teilen. Zusammengenommen führt das alles zu einer
erhöhten Sicherheit von Radfahrern.
Heutzutage ist Radurlaub auch ein wichtiger und wachsender Zweig der Tourismusindustrie. Im Jahr 2016 haben 5,2 Millionen Deutsche Urlaub mit dem Rad gemacht. Das sind 16% mehr als im Vorjahr. Besonders interessant für die Art von Urlaub sind nationale- und internationale Fernradwege. Für diese sind auch Pauschalreisen buchbar. Dabei wird den Radfahrern die Last des Gepäcks abgenommen. Während man dem Radweg folgt wird dieses bequem zum nächsten Etappenziel transportiert. Dort ist natürlich auch schon für die Übernachtungsmöglichkeit gesorgt. Sofern der Radweg an einem Fluss verläuft gibt es auch oftmals Angebote, die eine Rad- und eine Schiffsreise kombinieren.
Radfahren kann man eigentlich zu jeder Jahreszeit, mit Ausnahme der Wintermonate. Im Juli und August, wenn vielleicht wieder einer der "Jahrhundertsommer" herrscht, wird man wohl eher im Wald radeln wollen, Baden inbegriffen. weiterlesen
Man sollte beim Radfahren auf einen schweren Rucksack verzichten, für Gepäck ist der Gepäckträger da. Es gibt außerdem Gepäckträgertaschen, die sich bei Bedarf als Rucksack nutzen lassen. Regenschutz ist ein "Muss", ferner Heftpflaster, Luftpumpe und Flickzeug samt Schraubenschlüssel.weiterlesen
Touren mit dem Fahrrad wollen im Übrigen geplant sein! Ist die Route in der Länge angemessen? Könnte die Strecke Kinder vielleicht überfordern? Sind Steigungen dabei, die zu anstrengend sind, ist Sonnenschutz nötig? Gibt es unterwegs Gaststätten? weiterlesen
In Deutschland ist laut Radreiseanalyse 2017 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) der Elbradweg der beliebteste
Fernradweg. Der 1220 km lange Radweg, der bereits zum 13. Mal in Folge zur Nummer Eins gewählt wurde, beginnt im tschechischen
Riesengebirge und endet in Cuxhaven an der Nordseeküste. Danach folgen der Ruhr- und der Weser-Radweg, die sich zusammen den
zweiten Platz teilen.
Auch beliebt und bekannt ist der Rhein-Radweg, welcher ganze fünf europäische Staaten durchquert. Vom Quellgebiet des Rheins in
der Schweiz führt er über 1230km bis zu dessen Mündung in die Ostsee nach Rotterdam.
1995 wurde vom Europäischen Radfahrerverband ECF das Projekt "EuroVelo" ins Leben gerufen. Das Ziel ist zwölf europaweite
Radfernrouten mit einer Gesamtlänge von 65.000 Kilometer auszuweisen. Dafür werden sowohl bereits existierende Radfernwege in
Netz aufgenommen und verbunden, aber auch Vorschläge zur Erschließung neuer Routen an die zuständigen Stellen unterbreitet.
Bisher existieren bereits 45.000 der angestrebten 65.000 Kilometer.
Beliebtester internationaler Radweg und als EV6 Teil dieses Projekts ist laut ADFC der Donauradweg, der über 2850km von der
Flussquelle bis zur Mündung ins Schwarze Meer führt. Dabei durchquert er die Länder Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn,
Kroatien, Serbien, Bulgarien und Rumänien.
Eine relativ neue Entwicklung sind sogenannte Radschnellwege. Diese sind mit einer Breite von mindestens vier Metern breiter
als normale Radwege und mit besonders glattem Asphalt ausgestattet, was ein schnelleres Fahren ermöglicht. Ziel ist es, dass
diese "Fahrradautobahnen" mit besonders wenigen Kreuzungen und Ampeln, bestenfalls ganz ohne, auskommen. Allerdings ist der Bau
mit bis zu einer Million Euro pro Kilometer sehr teuer.
Trotz der hohen Kosten will die Bundesregierung den Bau solcher Radschnellwege voranbringen. Ein Grund hierfür sind die hohen
Pendlerzahlen: Ungefähr 60% aller Berufstätigen kommen von außerhalb zur Arbeit. Um diese vom Auto auf den Radweg zu bekommen
und damit Problemen wie Parkplatzmangel, Feinstaub, Lärm, Umweltbelastung, Lebensqualität und Gesundheit zu begegnen will der
Bund solche Projekte jährlich mit 25 Millionen Euro fördern. Da Radschnellwege bislang alleine in die Verantwortung von Ländern
und Kommunen fallen, muss dafür das Bundesfernstraßengesetz entsprechend angepasst werden. Die neuen Wege sollen hauptsächlich
in Metropolregionen entstehen und primär für den Beruf- und weniger für den Freizeitverkehr genutzt werden.
Zurzeit befinden in Deutschland mehrere Radschnellwege in Planung. Der RS1 im Ruhrgebiet soll über 100km lang werden, 55.000
Autofahrten täglich ersetzen und 180 Millionen Euro kosten. Dieser Summe steht allerdings ein Return On Invest-Faktor von 4,8
entgegen. Dies bedeutet, dass der rechnerische Nutzen durch Gesundheitsförderung und Unfallvermeidung fast fünfmal so hoch ist
wie die Kosten.
Konkret in Planung befindet sich momentan auch eine 36 Kilometer lange Strecke zwischen Schifferstadt, Limburgerhof,
Ludwigshafen, Mannheim und Heidelberg, die einen zweistelligen Millionenbetrag kosten würde.
Auch in der Rhein-Main-Region existieren bereits Pläne für ein solches Projekt. Für 8,5 Millionen Euro könnten in den nächsten
10 Jahren die Städte Frankfurt und Darmstadt verbunden werden.
Weit voraus sind bei diesem Thema die Niederlande. Hier existieren bereits 300 Kilometer Radschnellwege und weitere 600
Kilometer befinden sich in Planung. Wo in den Niederlanden eine solche Radautobahn existiert, wird sie von 25% der
Berufspendlern genutzt.
Ob solche Projekte auch in Deutschland von Erfolg gekrönt werden hängt natürlich in großem Maße davon ab wie viele
Berufspendler wirklich davon überzeugt werden können vom Auto aufs Rad umzusteigen. Steigende Benzinpreise in Kombination mit
erhöhtem Umweltbewusstsein und der zunehmenden Beliebtheit von E-Bikes sind zumindest Entwicklungen, die zum Erfolg beitragen
könnten.